Konrad Adenauer - Der Vater, die Macht und das Erbe. Das Tagebuch des Monsignore Paul Adenauer 1961-1966

摘要

»Vater hat sich für heute Abend eine gute Flasche Wein geben lassen, um darauf einen Schluck zu trinken, dass Erhard endlich weg ist«, notierte Monsignore Paul Adenauer, der Sohn von Konrad Adenauer am 4. Dezember 1966 in sein Tagebuch. Die große Erleichterung über den Rücktritt des Bundeskanzlers Ludwig Erhard beruhte auf einer ausgeprägten Feindschaft, die Adenauer gegenüber seinem Nachfolger pflegte. Als Adenauer 1964 mit 87 Jahren die Kanzlerschaft abgegeben hatte, blieb er Parteivorsitzender und fungierte zusammen mit Erhard als Doppelspitze. Adenauer warf Erhard öffentlich liberale Tendenzen, Führungsschwäche und eine Belastung der deutsch-französischen Freundschaft vor, welche die Verständigungspolitik mit dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle zerstören würde. Besonders die probritische Haltung von Außenminister Gerhard Schröder belastete ihn: »Vater leidet entsetzlich unter seiner Hilflosigkeit, während er mit ansehen muss, wie sein Werk gefährdet wird.« Als Adenauer 1966 auch den Parteivorsitz abgab, konnte er seinen Einfluss nur wenig geltend machen - nicht einer der von ihm favorisierten Kandidaten, Rainer Barzel, Georg Kliesing oder Paul Lücke, wurden zum Nachfolger gewählt, sondern Erhard selbst übernahm den Parteivorsitz. Dennoch war das politische Scheitern Erhards Ende des Jahres besiegelt.