Bislang wurden Bäume von der Wissenschaft weitestgehend vernachlässigt. Jetzt erkennen Forscher ihre real existierende Intelligenz: Sensorische Fähigkeiten, Kommunikationsfähigkeiten, Gedächtnisentwicklung, Symbiose mit anderen Pflanzenarten und klimatischer Einfluss: Die Kenntnis dieses Vermögens lässt uns von einer sogenannten Pflanzenintelligenz sprechen, die auch Antworten auf aktuelle Umweltherausforderungen geben könnte. Und genau diese Revolution von Bäumen und Pflanzen thematisiert die Sommerausstellung „Nous les arbres" in der Pariser Cartier Foundation for Contemporary Art. Die Reflexionen von Künstlern und Forschern kreuzen sich hier und erweitern so die Auseinandersetzung mit ökologischen Fragen und dem Verhältnis des Menschen zur Natur - allesamt Themenstellungen, die regelmäßig im Programm der Fondation Cartier zu finden sind. Denn schon seit Begründung der Stiftung vor 35 Jahren setzt sich Cartier mit diesen dringlichen Fragen auseinander. Auch der Ausstellungsort eignet sich besonders, da die Stiftung, ein von Jean Nouvel entworfener Glaskubus, selbst von einem Garten umgeben ist. Diesen gestaltete Lothar Baumgarten, der als erster Künstler in der Landschaft mehr als nur ein Panorama sah. Der Florentiner Professor und Botaniker Stefano Mancuso, ein Pionier der Pflanzenneurobiologie und großer Verteidiger des Begriffs der Pflanzenintelligenz, entwickelte eigens für die Schau zusammen mit dem niederländischen Performance-Künstler Thijs Biersteker eine mehr als beeindrucke Installation, die den Bäumen eine Stimme gibt. Denn dank einer Reihe von speziellen, auf den Bäumen angebrachten Sensoren werden ihre Reaktionen auf die Umwelt oder die Verschmutzung, das Phänomen der Photosynthese, die Wurzelkommunikation oder die Idee eines Pflanzengedächtnisses aufgedeckt und auf einem Bildschirm dann tatsächlich visualisiert. Klatscht man in die Hände, macht die wissenschaftlich-künstlerische Transkription im Sekundentakt diesen sensorischen Reiz tatsächlich auf dem Bildschirm deutlich.
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