Editorial

摘要

Ein Eingriff in die Landschaft muss vermieden oder zumindest ausgeglichen werden, das ist oberstes Gebot der Naturschutzgesetzgebung in Deutschland und über die Jahrzehnte zur eingespielten Routine geworden. Zahlreiche Tümpel in Autobahnkleeblättern und bunte Biotop-Mosaike an Autobahnböschungen zeugen davon. Dank Ökopools und Öko-konten darf sich auch die ein oder andere Streuobstwiese über ihre Erweiterung freuen, hier ein Auwald über seine Renaturierung und dort ein Wäldchen über seine Neugründung. Dennoch hält sich die Begeisterung über die sogenannte Infrastruktur in der Landschaft in Grenzen, denn sie gilt ein Fremdkörper, und wird auch als solcher behandelt. Das Ziel ist weniger, Straßen, Kraftwerke und Stromtrassen in die Landschaft zu integrieren, sondern eben die Schäden, die ihr Bau anrichtet an anderer Stelle wiedergutzumachen. Ein Eingriffs-Ausgleichs-Verfahren ist per se keine Gestaltungsaufgabe, oder wird zumindest nur selten als solche verstanden. Was möglich ist, wenn Gestaltung zum Thema wird zeigt zum Beispiel der Blick in die Schweiz zum neuen Gotthardtunnel, der 2016 eröffnet werden soll. Seine Bauwerke über der Erde, Portale, Brücken und Versorgungsbauten, begleitet seit über 20 Jahren die Beratungsgruppe für Gestaltung. Sie gibt die Standards vor für die gesamte Trasse. Mit der Gestaltung rückt auch die Wahrnehmung von Landschaft ins Blickfeld und welche Rolle Bauwerke darin haben. Das Ergebnis am Gotthard kann sich sehen lassen, die Bauten reagieren auf die Landschaft und stehen zugleich zu ihrer Künstlichkeit. Und werden so zum neuen Bestandteil der Gebirgslandschaft. Ähnlich agiert die norwegische Straßenbaubehörde mit den Landschaftsrouten.