Der Schuss, der nach hinten losging: Von dem spricht man bekanntlich, wenn man etwas beabsichtigt hat, aber genau das Gegenteil davon eintritt. Nun kann man das Vorhaben der europäischen Union, die Verwendung und Freisetzung klimaschädlicher Gase zu reduzieren, keineswegs als solchen bezeichnen -zumindest nicht komplett. Doch eine Erfolgsformel ist das Vorhaben „F-Gas-Phase-down", das auf die Verordnung EU Nr. 517/2014 hört, wahrlich nicht. Zur Erinnerung (siehe Heft 13/2018): Mithilfe eines Stufenplans möchte die EU den Import teilfluorierter Kohlenwasserstoffe (HFKW) bis 2030 um 79 Prozent der ursprünglichen Menge (Mittelwert von 2009 bis 2012) verringern - HFKW tragen über den Treibhauseffekt zur Erderwärmung bei. Doch so richtig klappt das mit der Importbegrenzung nicht. Denn seit 2018 wächst und gedeiht ein prächtiger Schwarzmarkt (siehe Heft 13/2019 und 14/2020). Die Environmental Investi-gation Agency (EIA), eine gemeinnützige Umweltorganisation, spricht nicht ohne Grund von „weit offenen Türen". „Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Menge der illegal gehandelten Ware bis zu einem Drittel des gesamten Marktes für Kältemittel in Europa entspricht", weiß Joachim Gerstel, Kältemittel-Experte bei Chemours Deutschland, einem Chemieunternehmen, zu berichten. Theoretisch erreicht die F-Gase-Verordnung der EU ihr Ziel: So sank hierzulande die Menge legal importierter fluorierter Treibhausgase von 2018 auf 2019 um 14 Prozent. Illegal jedoch kamen 2019 Gase mit bis zu 31 Millionen Tonnen CO_2-Äquivalent (Mt-CO_2e) nach Europa. Das entspricht den jährlichen Emissionen von rund 17 deutschen Kohlekraftwerken oder von mehr als 24 Millionen Pkw.
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