Editorial

摘要

Bauwesen und Architektur sind von der Coronakrise besonders betroffen. Alleine schon durch die Nutzung der Bauten, die physische Nähe erzeugt. Klar, denn die Ermöglichung von kollektivem Leben und effizienter Gemeinschaftsbildung sind ja gerade die Kernaufgaben des Bauens. Das ist die positive Seite des Urbanisierungsprozesses, der seit der Erfindung der Stadt in der Antike wirkt und die Menschheit weit vorangebracht hat. Gemeinsam mit der Globalisierung unserer Tage hat er aber noch einmal an Intensität zugelegt. Hyperdichte, weltweite Vernetzung und damit eine potentiell rasante Ausbreitung von Epidemien sind Resultate davon. Muss deshalb ein radikaler De-Urbanisierungsprozess gestartet und die Globalisierung abrupt gestoppt werden? Nein, aber beide Prozesse müssen viel kritischer betrachtet werden als bisher. Und mit viel mehr Umsicht und Augenmaß betrieben werden. Wir werden eine „selektive" Vernetzung entwickeln müssen, in der Güter und Personen nicht mehr - wie bis Februar 2020 - oft sinnbefreit rund um den Globus gejagt werden. Sondern im Güterverkehr nur mehr jenes auf Reisen geschickt wird, das man nicht regional selbst herstellen kann. Angesichts der global vernetzten Lieferketten ist diese Wende allerdings eine gigantische Herkulesaufgabe. So ist es ein extrem kathartischer Moment, durch den wir nun gehen. Katharsis, das ist das griechische Wort für Reinigung. Unser Schwerpunktthema zum ländlichen Raum - geplant schon vor fast einem Jahr - bietet perfektes Anschauungsmaterial dazu, wie dieser Reinigungsprozess ablaufen könnte. Österreich ist in der glücklichen Lage, noch über viel gut erschlossenen ländlichen Raum zu verfügen, der durchaus noch weiter ausgebaut werden kann. Und über urbanen Freiraum, wie es im Wettbewerb zum Unicampus Altes AKH in Wien zu sehen ist. - Wir dokumentieren mit ein wenig Wehmut aber auch zwei schöne Projekte, die derzeit kaum ihrer Bestimmung als Studentenheime und Tourist-Infos nachkommen können. Sind aber optimistisch, dass sie bald wieder gebraucht werden.