Schweizerisches Architekturmuseum, Basel: 'Dichtelust - Formen des Urbanen Zusammenlebens in der Schweiz'

摘要

Die Ausstellung im Schweizerischen Architekturmuseum zeigt auf spielerische Weise, dass die in der Schweiz viel diskutierte urbane Dichte nicht zwingend ein negatives Phänomen sein muss. Ganz im Gegenteil, die Lebensqualität kann in verdichteten Gebieten sogar erhöht sein. Dichte wurde in der Schweiz in den letzten zehn Jahren auf politischer Ebene, insbesondere von rechtspopulistischen Parteien und Bürgerinitiativen, mit mancherlei Angstvorstellung belegt und verstärkt mit Immigration in Verbindung gebracht: Der Bevölkerungszuwachs drohe die „enge" Schweiz regelrecht zu „überfüllen", so illustrieren es Plakate diverser Bürgerinitiativen. Auf anregende Weise setzt Kurator Andreas Kofier in der Ausstellung einen Gegenpol, indem die Farben der wohlbekannten Plakate übernommen und in abstrakte, fröhliche Muster aufgesplittert wurden. Der Zugang zur Schau erfolgt durch gestaffelte Vorhänge, bedruckt mit einer bunten, paradiesischen Stadt. Die „Dichtelust" wird auf unterschiedliche Weise thematisiert: Zum Beispiel stehen vor zwei Fernsehern, die Interviews mit Basler Bürgern zeigen, Stühle für nur eineinhalb Personen. Dichte wird so auf körperlicher Ebene erfahrbar: Wie eng kann man beieinander sitzen und sich dabei wohlfühlen? Ein „Tagesbett für zehn Personen" - eine hügelige Landschaft aus bunten Stoffballen - lädt ein, sich auszudehnen und mit seinen Nachbarn zu kommunizieren. Großräumliche historische Stadtverdich-tungs-Planungen (wie z. B. Maurice Brail-lards Großraumplanung für Genf) und eine analytische Aufstellung von statistischen Werten werfen die Frage auf, wie Dichte überhaupt erfasst werden kann. In diesem Zusammenhang wird der rechnerische Zugang kritisiert - denn Dichte ist eben nicht ein rein quantitatives und objektiv messbares Phänomen, sondern auch eine subjektive Wahrnehmung, die von zahlreichen Kriterien abhängt. Nachfolgend wird anhand von 25 Projekten veranschaulicht, wie städtische Dichte heutzutage in der Schweiz geschaffen wird, wobei die Themen Maßstäblichkeit, Durchlässigkeit, Nutzungsvielfalt und die Identität im Vordergrund stehen. Besonders anregend sind vier weiße Blöcke, die Rachel Whitereads Raumabdruck-Skulpturen ähneln, und eine Umkehrung der realen architektonisch-urbanen Situation darstellen: Nicht die Gebäude sind abgebildet, sondern die Freiräume zwischen ihnen. Diese von Duplex Architekten AG konzipierte Darstellungsweise soll vermitteln, dass trotz großer Dichte des im Zürcher Hunzikerareal gelegenen Projekts „Mehr als Wohnen" qualitätsvolle gemeinschaftliche Freiräume geschaffen werden können. Die letzten beiden Räume sind der „Basler Dichte" gewidmet.