In der Nahbereichsphotogrammetrie werden aktuell ausschliesslich refraktive Optiken verwendet. Der Einsatz solcher aus Linsen bestehender Objektive bringt allerdings bei manchen Anwendungen einen grossen Nachteil mit sich. Durch die an Linsen auftretende chromatische Aberration mussen Einbussen der Bildqualitat (Farbsaume) und ggf. Verluste der geometrischen Genauigkeit in Kauf genommen werden. Dieser Fakt spielt besonders bei Anwendungen, welche die Abbildung eines breiten Spektralbereiches erfordern, eine Rolle. Sollen zusatzlich zum sichtbaren Licht der ultraviolette und/oder nah-infrarote Spektralbereich erfasst werden, geraten herkommliche Kameras schnell an ihre Grenzen. Anders verhalt es sich mit voll-reflektiven Optiken. Da sie ausschliesslich aus Spiegeln aufgebaut sind (welche prinzipbedingt keine chromatische Aberration aufweisen), konnen diese Objektive problemlos fur einen breiten Spektralbereich eingesetzt werden. Allerdings weist die Optik durch den Aufbau aus aspharisch gekrummten Spiegeln eine starke asymmetrische Verzeichnung auf, die nicht mit Standardmethoden der Photogrammetrie modelliert werden kann. Ausserdem reagiert das Gesamtsystem starker auf Abwei-chungen vom Idealmodell der Spiegeloberflache. Daher wurde ein auf den Spezialfall der reflektiven Optik angepasstes geometrisches Modell entwickelt, dass auf der Zentralper-spektive basiert und um spezifische Zusatzparameter erweitert wurde. Es werden verschie-dene Modellvarianten vorgestellt, die auf den Zusatzparametersatzen von Brown, Ebner und Grun sowie Legendreschen bzw. Tschebyscheffschen Polynomen und Fourierreihen aufbauen. Die Publikation diskutiert, inwiefern die verschiedenen Modellvarianten in der Lage sind, die Verzeichnung der reflektiven Optik zu modellieren. Weiterhin werden die Ergebnisse von Testfeld- und Selbstkalibrierungen mit Prototypen des voll-reflektiven Kamerasystems prasentiert und verschiedene Ansatze zur Berucksichtigung lokaler Spie-geldeformationen mithilfe der Finite-Elemente-Methode dargelegt.
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