Im Pathosystem Gerste (Hordeum vulagare L.) Echter Gerstenmehltau (Blumeria graminis f.sp. hordei) ist eine Vielzahl monogener Resistenzen bekannt und gut charakterisiert, während die partielle Resistenz und alternative Pflanzenschutzstrategien wie die chemisch induzierte Resistenz (cIR) weniger gut untersucht sind. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Sortiment von 21 Sommergerste-Sorten mit unterschiedlichen monogenen Resistenzen sowie 14 Wildgerste-Linien aus drei Populationen der West-Türkei mit einem hohen Maß an partieller Resistenz hinsichtlich der resistenzinduzierenden Wirkung von 2,6-Dichlorisonicotinsäure (INA) untersucht.Bei allen Genotypen führte die Behandlung mit INA zu einer langanhaltenden Reduktion des Mehltaubefalls. Im Feldversuch nahm der Anteil befallener Blattfläche bei den Kulturgersten in beiden Behandlungsstufen (25 und 50 µmol INA pro Liter Boden) um durchschnittlich ca. 80 % gegenüber der unbehandelten Kontrolle ab. Unter kontrollierten Bedingungen in der Klimakammer zeigte sich die erhöhte Resistenz der mit INA behandelten Pflanzen durch eine deutliche Verringerung der Pusteldichte und eine Verlängerung der Latenzzeit. Der Grad der induzierten Resistenz war sortenspezifisch unterschiedlich und abhängig von der Höhe der genetisch determinierten Basisresistenz des Genotyps.Neben einer effizienten Kontrolle des Mehltaubefalls führte die Behandlung mit INA bei den untersuchten Genotypen jedoch zu teilweise erheblichen Leistungseinbußen. Im Feldversuch äußerte sich dies durch Verzögerungen im Blühbeginn, eine verminderte Bestockung, eine geringere Kornzahl pro Ähre, ein kleineres TKG und letztlich durch Einbußen im Kornertrag von bis zu 62 %. In Klimakammerversuchen war die Trockenmasse der mit INA behandelten Keimpflanzen signifikant reduziert. Bei den untersuchten Kulturgersten nahm außerdem die Vergilbung des Primärblatts aufgrund der Be-handlung deutlich zu. Allerdings waren weder bei den Kultur- noch bei den Wildgersten die Höhe der Resistenzinduktion und die mit der Behandlung einhergehenden Leistungseinbußen positiv korreliert. Am unempfindlichsten bei gleichzeitig guter Induktion von Resistenz reagierte die Wildgersten-Linie B096 aus der Population Bornova auf INA.Gegenüber Vergleichssorten zeigten die Wildgersten aus der West-Türkei ein hohes Maß an partieller Mehltauresistenz. Die relativ geringe Sporenproduktion pro Blattflächeneinheit war bei den Linien der Population Bornova vor allem auf eine geringe Pusteldichte zurückzuführen, während sich die Linien der Population Emiralem durch eine geringe Sporenzahl pro Pustel auszeichneten. An der Vererbung der Parameter der partiellen Resistenz waren vor allem additive Effekte beteiligt, wodurch sich gute Perspektiven für eine zukünftige Nutzung der hohen partiellen Resistenz der türkischen Wildgersten in der praktischen Pflanzenzüchtung ergeben.
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