Ein Blick zuriick auf das 20. Jahrhundert

摘要

In vierzigjahriger Beschaftigung mit der Geschichte der Mathematik wurde ich zunehmend fasziniert von drei Phanomenen: 1. Mathematik ist keineswegs so kumulativ, wie wir es uns gern einreden und damit begriinden,dass mathematische Erkenntnisse zwar in allgemeineren Theorien aufgehen, aber niemals falsch werden. In Wahrheit besteht eine verbliiffende Ahnlichkeit zwischen der Mathematik und einem privaten Haushalt: Manches, was ungewollt ins Haus kam oder sich als unbrauchbar erweist, wird bald weggeworfen. Ein altes Kiichenmesser, z.B. die Differentialrechnung, bleibt viele Generationen unverandert in Gebrauch, weil es so iiberwaltigend praktisch ist und tiberhaupt nicht verbessert werden kann. Einiges wird den Kindern rnitgegeben, wenn sie einen eigenen Haushalt griinden, z.B. der Astronomie, der Geodasie, der darstellenden Geometrie, der Informatik. (Die hat uns griindlich gepliindert.) Das meiste aber wandert frtiher oder spater auf den Dachboden. Es ist zwar zu schade zumWegwerfen, passt aber irgendwie nicht mehr zur tibrigen, stark der Mode unterworfenen Einrichtung. Man hebt es auf in der Hoffnung, es irgendwann einmal wieder benutzen zu konnen. Wenn man aber nach Jahren auf dem Dachboden stobert, versteht man zwar, warum man dieses und jenes noch aufgehoben hat und hebt es weiter auf, aber eswird doch nicht wieder in Benutzung genommen.