Psychosoziale Belastungen und Erkrankungsrisiken im Erwerbsleben Befunde aus Internatlonaien Studien zum Anforderungs-KontroII-Modell und zum Modell beruflicher Gratiflkationskrlsen

摘要

Strukturen der Erwerbsarbeit in modernen Gesellschaften unterliegen seit mehreren Jahrzehnten erheblichen Wand-lungsprozessen, die auch mit einer Ver-schiebung des Belastungsspektrums von physischer zu psychomentaler Beanspru-chung einhergegangen sind (v. a. Automa-tisierung von Produktion, Einsatz von Informationstechnologie, Ausweitung personenbezogenerDienstleistungsberufe mit z. T. hohen sozioemotionalen Bean-spruchungen). Zunehmend reagieren Un-ternehmen auf den mit der Globalisierung der Wirtschaft einhergehenden Wettbe-werbsdruck mit der Rationalisierung und Flexibilisierung von Produktionsablaufen, woraus fur die Beschaftigten eine Arbeits-intensivierung sowie erhohte Lern- und Anpassungserfordernisse resultieren. Hinzu kommen unsichere, prekare Be-schaftigungsverhaltnisse (Leih- und Zeit-arbeit, neue Selbststandigkeit, befristete Arbeitsvertrage) und eine wachsende Ar-beitsplatzunsicherheit, die auch traditio-nelle Arbeitsverhaltnisse in Kernbeleg-schaften betrifft. Diese Bedingungen er-hohen die psychomentale Belastung betroffener Beschaftigter, da sie Diskonti-nuitaten in der Erwerbsbiographie verur-sachen, sozialen Abstieg erzwingen und die Kontrolle iiber die eigene Lebenssitu-ation vermindern. Somit stellt sich die Frage, zu welchen gesundheitlichen Aus-wirkungen diese Veranderungen in der Arbeitswelt bei den von ihnen Betroffenen fuhren. Es sind nicht die traditionell von der Arbeitsmedizin untersuchten physi-kalisch-chemischen Noxen und die durch sie bedingten Berufskrankheiten, die hier im Zentrum der Analyse stehen, sondern vielmehr umfassende, zugleich weniger greifbare arbeitsbedingte Gesundheitsge-fahren [1]. Gemeint sind psychomentale und sozioemotionale Belastungen in der Arbeitswelt, die chronische Stressreakti-onen und die damit verbundenen Ge-sundheitsschadigungen hervorrufen kon-nen.