Noch im November hangen die exotisch anmutenden Mispeln an den sparrigen Baumen. Bis weit über das Mittelalter hinaus zahlte die Schwester des Weissdorns zu den wichtigsten Obstarten. Ihre aussergewohnliche Fülle an gefragten Inhaltsstoffen und ihrehohe Bestandigkeit gegen Hitze, Trockenheit und Schaderreger konnten das Rosengewachs aus der Versenkung holen und ihm einen guten Platz auf der Liste der energieeffizienten Zukunfts-Obstarten geben. Sie wird in vier Werken Shakespeares erwahnt, bekam eine eigene Vokabel speziell als Obstart zugeordnet, war als eines der zehn wichtigsten Obstgeholze im Mittelalter gelistet und ist seit 3.000 Jahren in Kultur. Sie wurde mit unzahligen Namen versehen und ist dennoch in der Versenkung verschwunden. Und das so gründlich, dass die Botaniker John R. Baird und John W. Thieret in ihrer Mispel-Monographie von 1989 konstatierten: Vielleicht einer von zehn Botanikern und Gartenbauwissenschaftlern hat von der Mispel gehort, bestenfalls einer von hundert die Pflanze selbst gesehen, allenfalls einer von 500 eine Frucht gesehen und kaum einer hat sie je gegessen.
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