Angraecum-Orchldeen und langrüsslige Schwarmer: Bestaubung und Evolution

摘要

Der berühmte Evolutionsforscher Charles DARWIN (1809-1882) kultivierte in seinem Gewachshaus Orchideen und erhielt auch ein Exemplar der madagassischen Kometen-Orchidee, Angraecum sesquipedale, die heute ein Symbol dieses Landes ist. DARWIN versuchte, die Besonderheit dieser Orchideenblüte mit ihrem extrem langen Nektarsporn zu verstehen und forderte als Bestauber einen Schwarmer mit einem sehr langen Rüssel, geeignet um den Nektar tief im Sporn zu erreichen. Nur wenn der Kopf des Bestaubers beimBesuch die Blüte berührt, konnten sich auf der glatten, von Schuppen freien Rüsselbasis die Polli-narien anheften (DARWIN, 1862). Diese Annahme wurde vom Evolutionsbiologen WALLACE (WALLACE, 1867) unterstützt. ROTHSCHILD and JORDAN beschrieben in ihrer Revision der Sphingiden (ROTHSCHILD, JORDAN, 1903) zwei madagassische Schwarmer mit entsprechend langen Saugrüsseln, Xanthopan morganii und Coelonia so-lani. Sie entschieden sich für Xanthopan morganii als wahrscheinlichen Bestauber von Angraecum sesquipedale und nannten die in Madagaskar endemische Rasse praedicta als Hinweis auf die Vorhersage von DARWIN und WALLACE. Seitdem werden die (extrem) auffallig langen Saugrüssel der Schwarmer als Ergebnis eines coevolutiven Wettlaufs mit der Ausbildungimmer langerer Nektarsporne derPflanzen angesehen, wie es DARWIN und WALLACE angenommen hatten. Der schwedische Botaniker NILSSON (NILSSON, 1988) konnte für die europaischen Platanthera-Orch'tdeen mit langen Spornen einen hoheren Fruchtansatz bei Blüten nachweisen, deren Sporne langer waren als die Rüssel der potentiellen Bestauber. Wahrend der Selektionsdruck der langrüssligen Schwarmer auf die Spornverlangerung der Orchideen wahrscheinlich ist, gibt es bisher keine überzeugenden Argumente für die reziproke Langenzunahme der Saugrüssel durch die Pflanzensporne. Die extrem langrüssligen Schwarmer sind Generalisten und nicht nur von den hoch spezialisierten Orchideen abhangig. Sie besuchen in Madagaskar und in den Tropen Süd-und Mittelamerikas durchaus auch wenig spezialisierte Blüten wie z. B. die der Wandelroschen Lantana camara oder Clerodendron putre/Verbenaceae (WASSERTHAL, 1993).