Es heißt, dass Unfälle auch einen positiven Effekt haben. Man kann aus ihnen lernen und dadurch Wiederholungen vermeiden. Theoretisch. Praktische Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen jedoch, dass es sehr viel komplizierter ist und der Lerneffekt gering ist. Und zwar immer dann, wenn durch wirtschaftliche Erwartungshaltungen die Technik überfordert wurde. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass Katastrophen durch kommerzielle Hintergründe begünstigt wurden. Sie hätten sich nicht ereignen müssen, wenn man auf die Durchsetzung wirtschaftlicher Vorteile verzichtet hätte. Noch nach Jahrzehnten erinnert man sich an den Untergang der Titanic. Vermutlich rührt das Interesse daher, weil die Art und Weise, wie sich die Katastrophe zusammenbraute, recht ungewöhnlich war. Auch die vielen Opfer, ihr Bekanntheitsgrad, die Größe des Schiffes und vielleicht auch seine prunkvolle, palastgleiche Innenarchitektur, mögen dazu beigetragen haben. Die Ursache des Untergangs wird meist nur knapp damit beschrieben, dass der Kapitän die Eiswarnungen ignorierte und die Titanic zu schnell fuhr. Aber diese Erklärungen sind zum einen Teil falsch und zum anderen Teil oberflächlich. Das Zustandekommen dieses Desasters muss im Zusammenhang der geschichtlichen Abläufe und den Interaktionen zwischen dem Vertreter der Reederei, der White Star Line, Joseph Bruce Ismay, und dem Kapitän der Titanic, Edward John Smith, gesehen werden. Oder, anders formuliert, um den Spagat zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem technisch Machbaren. Wenn die Katastrophe aus diesem Blickwinkel betrachtet wird, ergeben sich überraschende Einsichten.
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