IT für mehr Effizienz oder mehr Resilienz?

摘要

Die deutsche Gesellschaft hat in der Zeit vom zweiten Weltkrieg bis heute keine so schwerwiegende gesamtgesellschaftliche Herausforderung wie die zurzeit grassierende Pandemie mit COVID 19 erlebt. Zu den gesundheitlichen Auswirkungen treten nun zunehmend die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen der bisherigen Politik der räumlichen Distanzierung und Abschottung. Wie soll es nach der Krise weitergehen? Von überall her schallt daher jetzt der Ruf, durch staatliche Unterstützung die brach liegende Wirtschaft neu zu beleben und große staatlich finanzierte Investitionsprogramme aufzulegen. Dabei kann es nicht allein um eine Wiederbelebung der Wirtschaft im alten Stil gehen. Jetzt gibt es auch die Chance, Investitions- und Aufbauprogramme auf das Ziel der Resilienz auszurichten. Dabei spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Ohne die Möglichkeiten digitaler Kommunikation, vor allem durch spezielle Programme zur Organisation von Team Meetings, Workshops, Konferenzen und Arbeitsbesprechungen hätten die Maßnahmen zur sozialen Distanzwahrung in wahrsten Sinne des Wortes eine schwer überbrückbare Unterbrechung wichtiger ökonomischer und personaler Beziehungen ausgelöst. So aber konnten auch über große Entfernungen hinweg Daten und Informationen ausgetauscht, Kommunikationsnetzwerke bedient und ein möglichst reibungsloser Ablauf der Wertschöpfungsketten sichergestellt werden. Doch das Potenzial der Digitalen Dienstleistungen geht weit über die Ermöglichung von Kommunikation hinaus: sie hilft vor allem, die in der Krise deutlich gewordene Forderung nach mehr Resilienz zu erfüllen. Mit dem Begriff der Resilienz ist gemeint, dass die Funktionalität kritischer Dienstleistungen auch dann erhalten bleibt, wenn das System unter Stress steht. Die dazu notwendigen Mittel wie Diversifizierung, Dezentralität und Redundanz von zentralen Komponenten sind der Leserschaft dieses Journals aus der Sicherheitsdiskussion sehr vertraut. Sie müssen jetzt zunehmend auch auf andere soziale, technische und ökonomische Abläufe angewandt werden, die wir alle für den Erhalt der Funktionalität zentraler Dienstleistungen benötigen. Dazu können IT gestützte Programme und Systeme eine wichtigen, vielleicht sogar den entscheidenden Beitrag leisten. Denn ohne Vernetzung und funktionale Verknüpfung kann eine resiliente Wirtschaft in der heutigen Zeit nicht verwirklicht werden. Aber Vorsicht: es kommt dabei auch auf die Art der IT Vernetzung an. Ist die IT Vernetzung nur auf Effizienz getrimmt, können Verwundbarkeiten potenziert, neue Abhängigkeiten geschaffen und flexibles Lernen untergraben werden. Wichtig ist es daher, die IT Systeme so zu gestalten, dass sie genau das leisten, was in einer hoch vernetzten Welt zur Krisenbewältigung notwendig ist: Diversität in der Ausgestaltung von Wertschöpfungsketten, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Management von Betrieben und Organisationen und redundante, entkoppelte Steuerungssysteme für alles, was zur Sicherung basaler Dienstleistungen unabdingbar gegeben sein sollte. Im Konflikt zwischen Effizienz und Resilienz gilt es neue Prioritäten zu setzen. Dazu können IT Systeme einen wichtigen Beitrag leisten. Aber es muss auch gewollt sein!