Ernst Jünger und das Wäldchen 125, Stellungskrieg an der Westfront im Sommer 1918 und seine literarische Verarbeitung

摘要

Im vorliegenden Band hat Oberst i.G. Rüdiger Schönrade als Historiker eine subtile Untersuchung nach operativ-geschichtlichen Methoden der Militärgeschichte und auch der Literaturwissenschaft über den erstmalig 1924 von Ernst Jünger (1895-1998) veröffentlichten Band „Das Wäldchen 125" vorgelegt. Dessen erstes Werk von 1920 trug den Titel „In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers". Bis zum Lebensende war das schriftstellerische Schaffen des 1918 mit dem Orden „Pour le Mérite" ausgezeichneten Infanterieleutnants von dem Erlebnis aus den vier Jahren an der Weltkriegsfront geprägt. Jünger hat beide Werke, die Stahlgewitter und das Wäldchen 125 in vielen Auflagen immer wieder überarbeitet. Seine Darstellung beruht auf den Erlebnissen im Stellungskrieg an der Westfront im Juni und Juli 1918. Ernst Jünger war damals Leutnant und Kompanieführer in dem aus Hannover stammenden Füsilierregiment 73. Das Wäldchen 125, so die taktische Bezeichnung, war damals ein kleiner 350 bis 500 Meter umfassender, an der Somme etwa 20 Kilometer südlich von Arras gelegener Frontabschnitt. Schönrade hat nun anhand von Dokumenten und Augenzeugenberichten die operativen Geschehnisse dieser Episode mit den seit 2010 in gedruckter Form vorliegenden Tagebüchern Jüngers verglichen. Dabei konnte er überzeugend nachweisen, dass Ernst Jünger im Gegensatz zu seinem Erstlingswerk, den Stahlgewittern, im Wäldchen 125 ein ausschließlich literarisches Werk geschaffen hatte, das nur wenige Bausteine aus seinen Tagebuchaufzeichnungen enthält. Wie auch die immer wieder überarbeiteten Fassungen seiner Kriegswerke zeigen, wollte Ernst Jünger weder militärgeschichtliche Darstellungen noch oberflächliche Heldengeschichten schreiben. Das Kriegserlebnis warfürJünger vornehmlich der angemessene Hintergrund seiner Bewertungen. Wenn Rüdiger Schönrade zu der Feststellung kommt, dass Ernst Jünger mit dem Wäldchen 125 als eigenständigem literarischen Werk die prägenden Kriegserlebnisse einer ganzen Generation verarbeitet hat, dann liegt hier eine exzellente militärgeschichtlich-literaturwissenschaftliche Analyse vor. Allein schon dieser methodische Ansatz Schönrades machtden Band auch für die Leser des MarineForums empfehlenswert, indem er einen Weg zum Umgang mit maritimen Erlebnisgeschichten aufweist.