Auf dem Weg zur Künstlichen Intelligenz in der Druckindustrie ?

摘要

Wie weit sind wir in unserer Branche eigentlich von Künstlicher Intelligenz (KI) entfernt? Diese Frage kam mir, als ich kürzlich maschinelles Sticken lernte: Für unser diesjähriges Gautschfest entwickelten Studierende ein Merchandising-Kit und wollten dazu auch Frotteehandtücher mit dem von ihnen entwickelten Logo versehen - ein Anlass, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Mit einer Investition von kaum mehr als 5 000 Euro zog eine Finnadel-Stickmaschine und Sticksoftware ins Drucklabor. Wenige Tage nach der Installation stickten die Studierenden ihre Auflage von 50 Stück, ohne irgendwelche Hilfe und ohne vorher auch nur die geringste Ahnung von Sticken gehabt zu haben. Illustrator- bzw. SVG-Datei rein - Stickprogramm raus. Wir Professoren haben das gleich nachgemacht und für die Verabschiedung eines Kollegen ein Logo entworfen, Kochmütze und Schürze bestickt, und alle waren sehr beeindruckt. Das über Jahrzehnte aufgebaute Expertenwissen der „Puncher", wie die Datenersteller von Stickprogrammen genannt werden, da sie früher ihr Wissen in Lochkarten überführen mussten, befindet sich in einer Software für 1 500 Euro. Im Prinzip ist das natürlich nichts anderes wie das Wissen von Reprofotografen, das sich in der Bildoptimierungssoftware von Fotobuchanbietern befindet. Oder das Wissen von Druckformherstellern, das in jeder Ausschießsoftware bereit steht. Nach der Automatisierung mechanischer Vorgänge ist die Automatisierung von Fachwissen kontinuierlich im Gange, und fällt mir wahrscheinlich erst dann auf wenn ich das klassische Branchenwissen verlasse und plötzlich etwas kann, was ich im Handarbeitsunterricht strikt zu lernen mich verweigert habe.