Ist Deutschland Hoch- oder Niedrigsteuerland? Der Versuch einer Synthese

摘要

Im Zuge der Steuerreform von 2000 ist in Deutschland ein Streit darüber entbrannt, ob die Unternehmensbesteuerung zu hoch ist oder ob sie bereits ein international wettbewerbsfähiges Niveau erreicht hat. Einen guten Eindruck vom Stand dieser Debatte vermittelt der Schlagabtausch zwischen Hettich und Schmidt (2001 und 2003) und Gutekunst et al. (2003), der die Argumente beider Seiten anschaulich bündelt. Hettich und Schmidt (2001) stellen die Notwendigkeit der Steuerreform von 2000 in Frage und verweisen auf das geringe Körperschaftsteueraufkommen, das - gemessen an der Höhe der Unternehmensgewinne - im internationalen Vergleich relativ klein ist. Verwendet wird ein vergangenheitsorientierter Ansatz, der auf makroökonomischen Daten basiert und sich an Mendoza et al. (1994) orientiert. Der Vorteil dieses Ansatzes besteht in der Analyse der tatsächlich gezahlten Steuern, die sozusagen den Outcome des Steuersystems darstellen. Die Autoren schließen aus ihren Messungen, dass „die effektive durchschnittliche Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften in Deutschland seit Beginn der achtziger Jahre um über 30 Prozentpunkte gesunken ist und mittlerweile so niedrig ist wie in kaum einem anderen westlichen Industrieland" (S. 59).%The debate about Germany as a high or low tax country is nourished by the fact that different concepts of measuring the effective tax burden of company profits arrive at contradictory results. Depending on the indicator used, the tax burden of firms is high or low in international comparison. We discuss the reasons for differences in results and propose an indicator which combines competing measurement concepts and can thus be understood as a synthesis of both.